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Speziesismus
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Orca-Mutter mit Kalb gemalt Aquarell

Anderes Zuhause – gleiche Gedanken…



Orcas (Orcinus orca), die Segelboote angreifen. Das klingt wie der Anfang des renommierten Roman „Der Schwarm“ von Frank Schätzing. Doch diesmal ist es keine Fiktion – diesmal ist es ernst. Man kann es ihnen nicht verübeln: Die hochsozialen Lebewesen scheinen die Angriffe tatsächlich gezielt aufgrund vergangener Ereignisse zu machen. Ob es sich dabei wirklich um Rache handelt, sei dahingesellt. Aber mach dir dazu dein eigenes Bild:

Wissenschaftler haben beobachtet, dass bei 60% der Angriffe immer dieselben drei Individuen involviert waren. Auch hat das Forscherteam die Vermutung, dass es einen Unfall mit einem Segelboot gab, bei dem wahrscheinlich die Geschwindigkeit der Boote eine große Rolle spielte. Möglicherweise wollten die Orcas die Boote abbremsen. Einige Wunden könnten durch eine Kollision mit den Booten entstanden sein. Orcas sind von Natur aus sehr neugierig und nähern sich oft Segelschiffen, jedoch wurden derartige „Angriffe“ in Vergangenheit noch nicht beobachtet. Obwohl es sich bei den Aussagen der Forscher um Vermutungen ohne stichhaltige Datengrundlage handelt, gibt es zahlreiche wissenschaftliche Studien, die untermauern, dass Orca hochsoziale Tiere, ähnlich dem Menschen, nur in komplett anderem Habitat sind. Von den erstaunlichen Jagdtechniken, die von Clique zu Clique unterschiedlich sind, bis zu den verschiedenen Dialekten, die sie sprechen. Vieles deutet darauf hin, dass Orcas eine Kultur haben, wie wir Menschen. Die jungen Individuen lernen von den Älteren und tragen ihre Kultur weiter in die nächsten Generationen. Orcas haben lebenslange soziale Bindungen mit anderen Orcas. Weibliche Orcas kommen sogar in die Menopause, was auch ein Merkmal dafür ist, dass sie bei der Versorgung der Jungen helfen und daher über ihr reproduktionsfähiges Alter hin weiterleben. Orcas können bis zu 80 Jahren alt werden - in freier Wildbahn wohlgemerkt, denn in einem winzigen Tank eingesperrt zu sein, raubt den Schwertwalen jeden Verstand und Lebenskraft. Man kann sich das so vorstellen: Da der Schall für Orcas das primäre Kommunikationsbasis ist und das Gehör das wichtigste Sinnesorgan der Meeresbewohner (vergleichbar mit unseren Augen), wäre es so, als wäre ein Mensch in einem winzigen Spiegelkabinett eingesperrt – sein Leben lang… Ein Orca in einem Sea World-Tank hört sich permanent selbst, da die Betonwände den Schall zurückwerfen. Um diese Haltung als Folter zu identifizieren, muss man kein Biologe sein.
Dass unsere hohen kognitiven und emotionalen Fähigkeiten auch sehr schmerzhaft sein können, erfahren wir leider in allen möglichen Ausformungen auch an unserem eigenen Leib. Beispielsweise wenn eine geliebte Person in unserem sozialen Umfeld stirbt. Ähnlich geht es auch Orcas – sie trauern auch um Angehörige: Im Sommer 2018 wurde eine Orca-Mutter beobachtet, die um ihr verstorbenes Junges getrauert und mit „Trauer-Rufen“ auf den Verlust reagiert hat. Sie hat ihr verstorbenes Kalb 17 Tage mit ihrer Schnauze mitgenommen in der sogenannten Tour of Grief (also zu dt. „Tour der Trauer“). Auch ihr achtjähriger Sohn wurde dabei beobachtet, wie er das Kalb auf seiner Schnauze trug (>> Video) Eine berührende Geschichte, die zum Nachdenken anregt – leben wir etwa mit einer ebenso intelligenten Lebensform wie uns Menschen auf diesem Planteten?
Faszinierend ist es auch, wenn man das Gehirn von Menschen und Orcas vergleicht, da der Cortex (also die Hirnrinde) bei den Meeresbewohnern nämlich stärker ausgeprägt ist (Wright et al., 2016). Bei Säugetieren ist die Ausprägung des Cortex wesentlich für höhere kognitive Fähigkeiten. Orcas haben einen relativ groß ausgebildeten paralimbischen Gehirnlappen, der mit den Emotionen in Verbindung gebracht wird. Beim Menschen ist dieser in Relation nicht so groß ausgeprägt – die Vermutung liegt nahe, dass Orcas intensivere Emotionen haben als wir Menschen…
Da kling der Gedanke mit der „Rache der Orcas“ gar nicht so abwegig.

Literaturhinweise:




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