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Buckelwalbild auf der Fotoausstellung Baden
Stillen unter Wasser
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Spinnennetz und Sonne mit Überschrift Natur-Defizit

Natur-Defizit-Syndrom



Die Verbindung mit der Natur zerbricht. Jede Generation entfernt sich mehr von der Natur. Smartphone und Fernseher unterhalten Menschen so, dass sie sich kaum mehr in ihrer Freizeit in die Natur begeben. Die Artkenntnis sinkt dramatisch. Viele Menschen verbringen nur noch sehr wenig Zeit in der Natur, was auch echte Naturerlebnisse sehr selten macht.

Das Problem dabei ist, dass wir vor allem das schützen was wir kennen und lieben. Wenn wir aber gewisse Naturerscheinungen oder Lebewesen nie kennenlernen, können wir auch keine Liebe dazu aufbauen. Die Leidenschaft für Artenschutz entspringt einer tiefverwurzelten Liebe für die Natur, die bereits als Kind da ist. Erich Fromm nennt das die Biophilie.

Wie wird der Artenschutz in einigen Generationen aussehen, wenn schon viele Arten ausgestorben sind und die unterhaltungsintensive und technologisierte Konsum-Welt die gesamte Aufmerksamkeit auf sich zieht? Was passiert mit unseren Igeln und Amseln nebenan, wenn Kinder sich mit fiktiven Monstern besser auskennen als mit den heimischen Tierarten?

Die Dissoziation ist heute schon stark spürbar. So konnten in Großbritannien Volkschulkinder Pokémon besser beim Namen nennen, als Tiere aus ihrer unmittelbaren Umgebung (>>Quelle) Vielen Kindern fehlt das Spiel in der Natur, welches auch das spielerische Erlernen von Arten und anderen Naturerscheinungen ermöglicht. Louv schreibt in seinem Buch „Last Child in the Woods: Saving our Children from Nature-Deficit Disorder“, dass für die junge Generation Natur nur noch ein abstraktes Konstrukt ist und nicht die Realität. Die Natur wird vermehrt als etwas zum Anschauen, Konsumieren und Tragen wahrgenommen und leider auch als etwas zum Ignorieren. Das hört sich etwas beängstigend an, wenn man bedenkt, dass wir Teil der Natur sind. Da stellt sich die Frage: Was passiert nach einer Trennung von der Natur und kann diese Überhaupt passieren?

Das Interesse an klassischen biologischen Themen ist bei Jugendlichen sinkt merklich, dazu zählen etwa Botanik, Evolution und Sinnesphysiologie, wie eine Studie von Holstermann und Bögeholz 2007 zeigt. Auch das Thema „Landwirtschaft und Pflanzen“ sowie „Menschen und Umwelt“ war eher im unteren Interessensbereich angesiedelt. Betrachtet man diese Zahlen vor den massiven Auswirkungen der Landwirtschaft auf die Natur und die Artenvielfalt so kann man diskutieren, ob es auch ein Interesse der heranwachsenden Generation geben wird, etwas in Richtung ökologisch vertretbarer Landwirtschaft zu ändern und sich intensiver mit der Fauna und Flora auseinanderzusetzen. Die Fridays for Future machen Mut, dass junge Menschen sich auch mit den Auswirkungen von Klimawandel und Artverlust auseinandersetzen. Ich kann mich noch aus meiner Schulzeit erinnern, dass Biologie ein Nebenfach war, dem kaum Beachtung geschenkt wurde. Es war für Viele fad und oft wurde geschwänzt. Tatsächlich wartet das Wissen für die größten Herausforderungen dieser Erde genau in diesem Themenbereich, wie man nun an der Pandemie und dem Biodiversitätsverlust sehen kann.

Lesetipp: Judith Benz-Schwarzburg „Verwandte im Geiste Fremde im Recht“

Habt ihr Ideen, wie man Naturvermittlung attraktiver gestalten kann und was die nächsten Generationen dazu bewegen kann, auch eine große Liebe zu unserer Natur aufzubauen, damit diese auch die Motivation und den Antrieb haben, diese zu schützen? Was sind eure Naturerfahrungen aus der Kindheit? Ich beispielsweise musste auf die harte Tour lernen was eine Gemeine Stinkwanze ist (Palomena prasina): Die sondert nämlich extrem stinkendes und gut haftendes Sekret ab, das auch nach dem x-ten Mal Händewachsen nicht abgegangen ist. Dieses Erlebnis lässt mich diese faszinierenden Tiere wahrscheinlich nie mehr vergessen. 😊
 

     
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